Masern Hysterie

Der Berliner Masernausbruch wird von Woche zu Woche gefährlicher. Sprach man letzte Woche noch von einer Masernsterblichkeit (Fachausdruck Letalität)  von 1 : 1000 - 1 : 2000, konnte man gestern gar Zahlen von 1: 500 lesen. So schreibt die Augsburger Algemeine: " Laut Statistik sterben zwei von 1000 Patienten an den Folgen einer Masern-Infektion.  " Auch die Sueddeutsche Zeitung  wirft mit diesen Zahlen um sich. Obwohl die Rechnung auf den ersten Blick plausibel erscheint - wir haben 500 Masernerkrankte in Berlin und einen Todesfall - handelt es sich hier um reine Zahlenmystik.

Die Zahlen sind völlig übertrieben. Nach Literaturangaben liegt die Masernsterblichkeit in entwickelten Ländern bei <0.05% (Chen WJ; Comparison of LiST measles mortality model and WHO/IVB measles model. BMC Public Health. 2011 Apr 13;11 Suppl 3:S33. doi: 10.1186/1471-2458-11-S3-S33.).

Berücksichtigt werden bei diesen Zahlen zudem nur die gemeldeten Masernfälle. D.h. ungemeldete Masernfälle finden keinen Eingang in die Statistik. Selbst das RKI spricht hier davon, dass weniger als 50% der Masernfälle gemeldet werden.(http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/NAVKO/Berichte/Bericht_2013_de.pdf?__blob=publicationFile)

Eines sollte man bei der ganzen Diskussion nicht aus den Augen verlieren. Masern ist eine Infektionskrankheit, die bei den meisten Menschen völlig unproblematisch überstanden wird, sofern bestimmte Dinge bei der Behandlung beachten werden (vor allem keine Fiebersenkung). Im Einzelfall gibt es Todesfälle, die tragisch sind, aber in der Regel nur bei Personen auftreten, die schwere Vorerkrankungen haben.

Das Berliner Kleinkind, welches vor kurzem verstarb, litt anscheinend an einer schweren Herzerkrankung.

Nach einer noch unbestätgten Info  hatte das Kind eine dilatative Kardiomyopathie mit 10% kardialer Restfunktion. ( bei näheren Infos wird berichtet)