Hitzewallungen, Schlafstörungen, Erschöpfungszustände sind  Symptome, von denen Frauen in den Wechseljahren häufig betroffen  sind. Besonders Hitzewallungen und Schweißausbrüche sind für die  Frauen sehr unangenehm, da sie meist unerwartet und in den  unpassendsten Momenten auftreten. Neben diesen zwar harmlosen,  aber doch sehr unangenehmen Beschwerden, erhöht sich in und vor  allem nach der Menopause das Risiko an Osteoporose zu erkranken  und auch Wahrscheinlichkeit einer Krebserkrankung steigt mit  zunehmendem Alter .
Gängige Praxis ist heute die Gabe von  Hormonpräparaten zur Vorbeugung gegen Wechseljahresbeschwerden,  Osteoporose und Krebs. Symptome, wie z.B. Hitzewallungen  verschwinden dann zwar auch meist, aber mit welchen Folgen? Die  Hormonbehandlung mit Östrogenen in und nach der Menopause ist  noch relativ jung und es gibt leider noch keine  Langzeitbeobachtungen. In wissenschaftlichen Untersuchungen wird  immer wieder darauf hingewiesen, daß eine Östrogensubstitution  in und vor allem nach der Menopause, das Risiko erhöhen kann, an  Brustkrebs oder anderen hormonabhängigen Krebsarten zu  erkranken. Trotz dieser Gefahr werden Hormone aber weiter  verschrieben. Die betroffenen Frauen sollten deshalb den Nutzen  und das Risiko einer Östrogensubstitution genau abwägen.
 Der Hormonhaushalt ist ein so sensibles System, daß jeglicher  Eingriff gut überlegt sein sollte. Und die heutige Praxis, jeder  Frau ab 40 ein Hormonpräparat zu verschreiben, ist sicher nicht  der goldene Lösungsweg.
  Beschwerden in der Menopause
  Jede Frau(natürlich auch jeder Mann) unterliegt in Ihrem  Leben einem gewissen Zyklus, der vorwiegend hormonell gesteuert  ist. Hierbei sind eine große Anzahl unterschiedlicher Hormone  beteiligt. Vor allem die Östrogene spielen hier bei der Frau  eine wichtige Rolle. 
 Durch den Anstieg der Östrogenproduktion ab etwa dem 12  Lebensjahr beginnt die Pubertät. Das Östrogenniveau bleibt dann  während der nächsten 25 Jahre relativ konstant hoch und beginnt  erst ab etwa dem 40sten Lebensjahr abzunehmen. Die Östrogene  nehmen deshalb ab, da in den Eierstöcken immer weniger reife  Follikel(Eier) heranreifen, die die Östrogene produzieren.  Anfangs versucht der Körper, mit Hilfe zweier Hormone (FSH und  LH) in der Hypophyse (einer Art Hormon-Schaltstelle im Gehirn)  die Östrogenproduktion in den Eierstöcken wieder anzuregen. Dies  gelingt jedoch nur unzureichend und das Östrogenniveau sinkt  weiter ab¨.
 Die Ausschüttung von FSH und LH geschieht meist stoßweise und  verursacht dann die plötzlich auftretenden Hitzewallungen im  Körper. Auch die nächtlichen Schweißausbrüche sind dadurch  bedingt. 
 Weitere Beschwerden werden dann durch den Mangel an  Östradiol(die aktivste Form des Östrogens) und Progesteron  hervorgerufen. Wenn wir hier von Mangel sprechen, ist damit  natürlich kein Mangel im pathologischen Sinne gemeint. Das  Absinken in der Menopause ist ein ganz natürlicher Vorgang. 
 Welche Folgen hat nun das Nachlassen des Östrogen- und  Progesteronspiegels?
 Es kommt zu einer vermehrten Wasser- und Salzausscheidung,  was häufig zu schlaffer Haut führt. Deshalb werden in  Gesichtscremes manchmal auch Östrogene verwendet, um die Haut zu  glätten.
 Der Knochenabbau wird durch Fehlen des Östradiols  beschleunigt. Es wird verstärkt Knochensubstanz aufgelöst, was  zu einer verminderten Knochendichte führt. Das Krankheitsbild  der Osteoporose. Beschleunigt wird dieser Knochenabbau  zusätzlich durch Bewegungsmangel und einer Unterversorgung mit  Calcium. Das Tückische der Osteoporose ist die Tatsache, daß man  es eigentlich erst merkt, wenn es zu spät ist. Die Knochen  verlieren über Jahre hinweg an Substanz und werden demzufolge  brüchig. Jährlich erleiden deshalb in Deutschland 300 000  Menschen, vor allem Frauen, einen Oberschenkelhalsbruch. Ein  Hinweis auf die verminderte Knochendichte.
  Die Natur hilft: Isoflavone aus der Sojabohne
  Seit über 5000 Jahren ist sie bekannt: Die Sojabohne(Glycinia  maxima)
 Sie ist ein Hauptnahrungsbestandteil in asiatischen Ländern,  und epidemiologische Studien haben ergeben, daß asiatische  Frauen kaum an Wechseljahresbeschwerden leiden, Osteoporose  praktisch unbekannt ist und ein relativ niedriges Risiko haben,  an Brustkrebs und anderen hormonabhängigen Krebsarten zu  erkranken, als Frauen in der westlichen Welt. Es handelt sich  hier nicht um einen genetischen Vorteil, da das Risiko, an  Brustkrebs zu erkranken, stark zunimmt, wenn diese Frauen von  ihrer traditionellen Ernährungsweise abkommen und typisch  westliche Nahrung zu sich nehmen, d.h. ohne Sojaprodukte. Dafür  verantwortlich sind die in der Sojabohne enthaltenen Isoflavone.
 Was sind Isoflavone? Es handelt sich hier um eine Art  pflanzliche Östrogene, sogenannte Phytoöstrogene, die ähnlich  dem menschlichen Östrogen wirken, jedoch keine so starke Wirkung  besitzen. Die Östrogenaktivität der Phytoöstrogene macht etwa  0,1% der Aktivität der körpereigenen Östrogene aus. Die  schwächere Wirkung wird jedoch durch eine erhöhte Zufuhr von  Isoflavonen ausgeglichen.
 Zu den Phytoöstrogenen zählen auch die Lignane, die  hauptsächlich in Leinsamen und in geringerer Konzentration in  den Randschichten des Getreides vorkommen. Lignane haben eine  ähnliches Wirkungsspektrum, wie die Isoflavone und tragen so zu  einer optimalen Versorgung mit pflanzlichen Phytoöstrogenen bei.
  
 Die zwei vorherrschenden Isoflavone der Sojabohne sind das  Genistein und Daidzein. Wissenschaftlichen Untersuchungen  zufolge haben sie folgende Wirkungen als:
 - Östrogen  
 - Antiöstrogen  
 - Hemmer von Krebsenzymen  
 - Antioxidans  
 - Immunstimulanz
 
  Wirkung als Östrogen
  Isoflavone werden als nicht-steroidale Östrogene bezeichnet,  im Gegensatz zu Östrogenen, welche zu den steroidalen Hormonen  zähen. In ihrer chemischen Struktur gleichen Isoflavone dem  menschlichen Östrogen, ohne jedoch deren starke Wirkung zu  besitzen.
 Eine Hauptwirkung der Isoflavone ist die Stimulierung des  Knochenstoffwechsel. Die Einnahme von Sojakonzentrat fördert die  Einlagerung von Calcium in die Knochen und erhöht dadurch die  Knochendichte, was die Osteoporosegefahr stark minimiert. Diese  Einlagerung läßt sich zusätzlich noch dadurch erhöhen, indem man  viel Sport treibt.
 Bei einer relativen Abwesenheit von körpereigenen Östrogen  können Sojaisoflavone auch als Ersatz wirken. Sie sind z.B. nach  einer Hysterektomie(Gebärmutter und Eierstockentfernung) eine  gute Alternative zu steroidalem Östrogen. Als östrogenähnliche  Wirkung reduzieren sie auch die so unangenehmen Hitzewallungen.  Der Vorteil von Isoflavonen liegt darin, daß sie nicht so stark  wie menschliche Östrogene wirken, jedoch durch Erhöhung der  Zufuhr (ca. 40-50mg Isoflavone /Tag) trotzdem der erwünschte  Effekt erzielt werden kann.
  Wirkung als Antiöstrogen
  Die Östrogenwirkung der Isoflavone beträgt zwar nur 0,1 % von  steroidalen Östrogenen, dafür zeigen sie aber eine starke  Antiöstrogenwirkung. D.h. sie besetzten die Rezeptoren auf  bestimmten Zellen, an die normalerweise Östrogene "andocken" und  beeinflussen dadurch den Hormonstoffwechsel. Eine Wirkung der  Östrogene ist nämlich die Stimulation von Zellwachstum und  deshalb ist nicht auszuschließen, daß Östrogene auch Krebs  hervorrufen können. Wenn die Rezeptoren jedoch durch Isoflavone  besetzt sind, können die Zellen nicht zu unkontrolliertem  Wachstum angeregt werden.
  Wirkung als Hemmer von Krebsenzymen
  Isoflavone minimieren das Krebsrisiko, da sie die Aktivität  der Thyrosinkinase hemmen, ein Enzym, welches Krebszellen zum  Wachstum anregt. Ferner hemmt das Genistein die Bildung von  neuen Blutgefäßen, die Tumore für ihre Blutversorgung benötigen.  Die Tumoren können dadurch nicht ungehindert weiterwachsen, weil  ihnen nicht genügend Nähstoffe zur Verfügung stehen. Die  Krebszelle benötigt vor allem Glucose (Zucker) für Ihren  Stoffwechsel, der im Gegensatz zu einer gesunden Zelle, nicht  mit Sauerstoff "verbrannt", sondern vergoren wird.
  Wirkung als Antioxidans
  Antioxidantien sind Stoffe, die reaktionsfreudige  Sauerstoffmoleküle (sog. Freie Radikale) inaktivieren können.  Und Isoflavone sind in der Lage als Antioxidans Schäden an der  Erbsubstanz von Zellen zu verhindern, und können dadurch das  Krebsrisiko minimieren, da die Gefahr einer Entartung reduziert  wird.
 Ferner scheint Genistein die körpereigenen Produktion eines  Enzyms, der sogenannten Superoxiddismutase (SOD) zu erhöhen,  welches Sauerstoffradikale abfängt.
  Wirkung als Immunstimulanz
  Daidzein aktiviert körpereigene Abwehrzellen. Es stimuliert  vor allem Makrophagen(Freßzellen) und Lymphozythen, deren  Funktion für ein optimales Immunsystem unabdingbar ist. Häufig  sind Abwehrzellen nämlich nicht in der Lage, effektiv gegen  "Eindringlinge", wie Viren oder Bakterien oder auch entartete  Zellen vorzugehen und es kommt deshalb zu häufigen Krankheiten.  Isoflavone, und hier vor allem das Daidzein, können hier helfen,  die Abwehrzellen zu erhöhter Aktivität anzuregen.
  Isoflavone auch für Männer
  Neben diesen Wirkungen beeinflussen die Isoflavone auch den  männlichen Hormonhaushalt. Ab dem 45sten Lebensjahr kommt es bei  Männer häufig zu einem Wachstum der Prostata. Die betroffenen  Männer haben Probleme beim Urinieren und manchmal kommt es auch  zu einer Entartung der anfangs gutartigen Vergrößerung.  Isoflavone sind in der Lage, dieses Wachstum( das durch  Di-hydro-testosteron ausgelöst wird) zu hemmen, indem sie ein  Enzym blockieren, welches Testosteron zu Di-hydro-testosteron  umwandelt.
 In Japan , einem Land mit einem sehr hohem Sojaverbrauch  kommt Prostata Krebs fünf mal seltener vor als in den USA, einem  Land, in dem kaum Phytoöstrogene verzehrt werden.
 Tausende von Studien in den letzten Jahren belegen die  außergewöhnliches Wirkungen der Sojabohne:
 Australische Wissenschaftler verglichen die  Phytoöstrogengehalt im Blut, Urin und in der Ernährung von  Frauen, bei denen gerade Brustkrebs diagnostiziert wurde, mit  dem Phytoöstrogengehalt bei gesunden Frauen. Frauen mit einen  hohen Gehalt von Phytoöstrogenen, bezogen auf die ausgeschiedene  Menge, hatten eine viel geringeres Risiko, an Brustkrebs zu  erkranken.
 In einer Studie an der Universität von Illinois untersuchte  man den Einfluß von Isoflavonen auf die Knochendichte bei Frauen  in der Menopause. Die Frauen bekamen täglich zwischen 55 und  90mg Isoflavone und nach sechs Monaten konnte der Leiter der  Studie Dr. John W. Erdman einen signifikanten Anstieg der  Knochenmineralien und der Knochendichte in der Wirbelsäule  feststellen. Die Frauen in der Kontrollgruppe hatten keinen  Knochendichtezuwachs zu verzeichnen. 
 In einer weiteren Studie an der Bowman Gray School of  Medicine in Wiston-Salem, erniedrigte sich nach Gabe von  Sojaisoflavonen der Blutdruck und der Cholesteringehalt und die  Häufigkeit der Hitzewallungen nahm ab.
 Optimale Zufuhr von Isoflavonen
  Der genaue Bedarf an Isoflavonen ist schwer abzuschätzen.  Aufgrund mehrerer Studien scheint jedoch eine Tagesdosis von  45-50 mg angezeigt zu sein.( Die durchschnittliche Zufuhr in den  USA liegt bei nur etwa 5 mg.)
 Um diese Menge zu erreichen, müßte man täglich entweder100g  (Trockengewicht!) Sojabohnen, 1 Liter Sojamilch oder 400 g Tofu  essen. In unsere westliche Ernährungsform ist dies jedoch  schwerlich zu integrieren, weshalb es sinnvoller erscheint,  Isoflavone in Form von Sojabohnenextrakt einzunehmen, deren  Isoflavongehalt viel höher ist, als in normalen Sojaprodukten.  Sojabohnenextrakt hat auch den Vorteil, daß es im Vergleich zu  frischen Sojabohnen, keine blähenden Eigenschaften besitzt.
 Empfehlenswert ist jedoch, häufig Sojaprodukte in den  Speiseplan einzubauen und auf eine vollwertige Ernährung mit  reichlich Vollkorn zu achten.
 Die Wirkung der Isoflavone setzt nicht sofort ein. Es muß im  Körper erst ein bestimmter Isoflavongehalt erreicht werden. Dies  kann im Einzelfall einige Wochen dauern.
 Um der Osteoporose noch wirksamer begegnen zu können, sollten  Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin C  achten. Vitamin C regt die Osteoblasten(Zellen, die den Knochen  aufbauen) zu verstärkter Aktivität an und verstärkt die  Kollagensynthese. 
 Grundlage für gesunde und starke Knochen ist eine  ausreichende Calciumversorgung. Der Mindestbedarf liegt etwa bei  800mg pro Tag. Optimal sind 800-1500mg. Calcium sollte immer  zusammen mit Magnesium eingenommen werden, welches zum einen die  Verfügbarkeit des Calciums erhöht und zum anderen kann es damit  nicht zu einem Ungleichgewicht im Magnesiumhaushalt kommen.  Achten Sie ferner auf ausreichende Bewegung und treiben sie  Sport. Mit regelmäßiger Bewegung schaffen Sie die Voraussetzung  für einen stabilen Knochenbau. Durch Sport wird nämlich der  Körper angeregt, mehr Calcium in die Knochen einzubauen.
  Soja und Gentechnik
  Die Sojaplanze ist eine der Pflanzen, die heutzutage kaum  noch gentechnisch unverändert zu finden ist. Die Folge ist, daß  viele Produkte, die auf dem Markt sind, aus genmanipulierten  Sojabohnen stammen. Da die Gentechnik noch relativ jung ist,  kann man heutzutage kaum absehen, welche Folgen die Aufnahme von  genmanipulierten Produkten hat. Achten Sie deshalb beim Kauf  besonders darauf, daß es sich um ein gentechnisch freies  Sojaextrakt handelt. Aufgrund der großen Nachfrage gibt es  mittlerweile mehrere Hersteller, wie z.B. die Firma Novasoy aus  den USA, die u.a. auch gentechnisch freie Sojaextrakte  produziert. Dies muß aber auf der Packung  gekennzeichnet sein, ansonsten können Sie nicht sicher sein, daß  es gentechnisch unverändert ist.
  
  Weiterführende Literatur:
  
 Watzl,Leitzmann: Bioaktive Substanzen in Lebensmitteln,  Hippokrates Verlag
 Albertazzi P.: the effect of dietary soy supplements on hot  flashes. Obstetrics and Gynecology 1998
 Erdmann J.W.: Short term effects of soybean isoflavone on  bone in postmenopausal women. Second international symposium on  the Role of Soy in preventing and treating chronic disease1996  sept.15-18
 IngramD.:Case control study of phyto-oestrogens and breast  cancer . Lancet 1997